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Strukturwandel gestalten – Innovative Mobilitätskonzepte für den ländlichen Raum

Wie sieht die Mobilität von morgen im ländlichen Raum aus? Konkret: Wie kann der Strukturwandel in der Region Chemnitz-Erzgebirge damit gelingen? Mit diesen strategischen Fragen beschäftigen sich viele Akteure:innen aus Forschung und Wirtschaft, darunter auch das Fraunhofer-IWU. Gemeinsam arbeiten die Beteiligten am Smart Rail Connectivity Campus, einer agilen Innovations- und Netzwerkplattform in Annaberg-Buchholz. Trotz denkbar verschiedener Umsetzungsstrategien herrscht ein gemeinsames Verständnis: Die Mobilität soll nachhaltig und intelligent vernetzt sein, damit die Menschen schneller und einfacher zu ihrem Ziel kommen.

„Ländliche Regionen prägen Deutschland: Sie machen etwa 90 Prozent der Fläche aus, mehr als die Hälfte der Bevölkerung lebt in kleineren Städten und Gemeinden“ [1], heißt es im Bundesprogramm Ländliche Entwicklung des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft. Diese Regionen weisen häufig drei Charakteristika auf: Sie sind geprägt von innovativen, mittelständischen Unternehmen sowie der „Landflucht“ von Fachkräften und gelten zugleich als Erholungs- und Tourismusgebiete. Gerade in diesem Spannungsfeld mit hoher Brisanz gilt es, zukunftsfähige Mobilitätskonzepte zu entwickeln, die die Menschen mit den Regionen besser und nachhaltig vernetzen.

Intelligente Mobilitätsketten in ländlichen Räumen können verstanden werden als Triade aus technischen Systemen, IT-gestützten Diensten und Geschäftsmodellen, die darauf abzielen Reisende im ländlichen Raum bedarfsorientiert, bezahlbar und mit guter Zugänglichkeit zum gewünschten Ziel zu bringen.

Zur strategischen Ausrichtung werden im Vorhaben verschiedenen Aspekte beleuchtet. So sind Analysen zum aktuellen Stand, Trends und Analogien zu anderen Regionen hinsichtlich Angebot und Nachfrage, Technologien und Barrieren, rechtliche Rahmenbedingungen und Geschäftsmodelle Gegenstand der aktuellen Untersuchungen.

Im Rahmen der Entwicklung von Wege- und Serviceketten werden per Simulationsmodell auftretende Verkehrsströme und Streckenintensitäten in unterschiedlichen Szenarien untersucht und visualisiert. Ein Vergleich unterschiedlicher Angebots- und Nutzungsstrategien, wie beispielsweise bedarfs-, verbrauchs- und zeitgesteuerte Modi oder einer Kombination aus diesen, werden anschließend zur Entscheidungsunterstützung für ein Mobilitätskonzept herausgezogen.

Ausgangspunkt für die experimentelle Umgebung sind die tagtäglichen Schulwege zum und vom Gymnasium in Marienberg. Hier nutzen knapp 450 Schüler:innen, verteilt im Umkreis mit bis zu 30 km zwischen Haustür und Gymnasium, den öffentlichen Busverkehr. Durch den festen Buslinienplan ist die zeitliche Flexibilität für die Schüler:innen sehr gering. Mitunter können die Reisezeiten durch anteilige Wartezeiten an den Haltestellen und Laufwegen recht langwierig sein. Die Lösung könnten beispielsweise Shuttles, Pedelecs oder autonome Fahrzeuge sein, die ergänzend und „on Demand“ als Zubringer oder als Ringverkehr eingesetzt werden.

Erste Erkenntnisse und Ergebnisse werden Ende 2021 erwartet. Hierzu erfolgt ein weiterer Beitrag diesen Herbst.

Abbildung 1: Einzugsgebiet Schülerverkehr zum Gymnasium Marienberg

Titelbild: © Pixabay, zusätzlich Grafik von Thomas Büttner hinzugefügt
Abbildung 1: von Thomas Büttner via openstreetmap.de erstellt

Literatur:

[1] Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft. (2019). Bundesprogramm Ländliche Entwicklung – Ideen und Impulse für die Zukunft unserer ländlichen Räume.

Thomas Büttner

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