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Maßnahmen und Werkzeuge gegen steigende Energiekosten

Potenziale in Strombeschaffung und –nutzung zeigen sich in vielerlei Hinsicht. Die vorgestellten Ansatzpunkte erfordern zunächst ein strukturiertes Vorgehen und Methoden, um relevante Handlungsfelder zu identifizieren, Maßnahmen abzuleiten und auch kostenseitig zu bewerten. Um Ihnen das Verständnis der Vielzahl dieser Stellhebel und Maßnahmen besser zu ermöglichen, werden die Themen Energieeffizienz, Energieflexibilität, Strombezug sowie Entlastungsregelungen und Methoden zur Auswahl und Bewertung dieser ineinandergreifenden Werkzeuge in weiteren Blogbeiträgen ausführlich beleuchtet.  

Wirtschaftliche Strombeschaffung und Stromnutzung – Eine Wissenschaft für sich? 

Steigende Strompreise und Transformationsprozesse von Energieversorgungsstrukturen bewirken bei Industrieunternehmen mit einem erhöhten Energiebedarf hohe Kostensteigerungen. Besonders seit diesem Jahr erfolgt eine stärkere Konfrontation mit erhöhten Energiebezugskosten. Zunehmend komplexere Beschaffungsmodelle verstärken diesen Trend. Die Vielzahl an vorhandenen Akteuren, die große Mengen an möglichen energetischen Maßnahmen und weitreichende rechtliche und regulatorische Anforderungen erschweren zusätzlich ein sicheres und wirtschaftliches Agieren im Umfeld von Energienutzung und Energiemarkt. Um diesem Spannungsfeld zu begegnen, eignen sich innerbetriebliche Maßnahmen zum effizienten sowie flexiblen Energieeinsatz, die durch externe Stellhebel wie bspw. Förderprogramme, Entlastungsregelungen und flexible Strombeschaffungsmodelle flankiert werden.  

Maßnahmen der Energieeffizienz und Energieflexibilität 

Die Einsparung von Kosten in Energiebezug und -nutzung kann durch verschiedene Maßnahmen erfolgen. Eine verbesserte Stromnutzung durch gesteigerte Energieeffizienz gilt als lang bewährt. Sie ist für diverse Anwendungen genauer beschrieben und bewertet. Energieflexibilität hingegen steht für einen noch nicht in der Breite eingesetzten Ansatz, um Energiekosten zu senken und beschäftigt sich mit dem verbesserten zeitlichen Abruf von Energiemengen. So wird nicht explizit auf eine Kosteneinsparung durch reduzierten Verbrauch abgezielt, sondern vielmehr monetäre Vorteile aus bspw. schwankenden Strompreisen am Energiemarkt oder reduzierten Spitzenlasten gezogen. Eine daran angepasste Produktionsplanung kann dabei helfen, Lastprofile zu optimieren und Kostenpotenziale durch Vermarktung von Energieflexibilität zu erschließen. Dies kann durch den Einsatz dezentraler Energieversorgung wie Solarenergie oder Speichermedien wie Batteriespeicher oder zukünftig auch Wasserstoffspeicher und entsprechende Brennstoffzellen weiter unterstützt werden.  

Energieeffizienz und Energieflexibilität werden zumeist getrennt betrachtet, besitzen aber mit der Dauer und Höhe von abgerufenen Strommengen dieselben Stellhebel zur Beeinflussung. Dadurch bietet es sich an, energetische Maßnahmen zur Kosteneinsparung ganzheitlich zu untersuchen und auch gemeinsam zu bewerten. Die klassische Investitionsrechnung bietet in diesem Fall ein geeignetes Werkzeug. Mit einigen Anpassungen kann sie für hierfür verwendet werden. Dadurch wird die Möglichkeit geschaffen, die zu ergreifenden Maßnahmen über deren Lebenszyklus hinweg zu monetär zu bewerten.  

Maßnahmen im Strombezug und Entlastungregelungen 

Ebenso sind Maßnahmen aus dem Bereich Strombezug, z. B. die Wahl eines geeigneten Beschaffungsmodells oder die Geltendmachung von Entlastungsregelungen zu einzelnen Strompreisbestandteilen geeignet, um die Energieversorgung wirtschaftlicher zu gestalten. Oberstes Ziel sollte bei diesen Maßnahmen immer die Versorgungssicherheit sowie Kosteneffizienz sein. Bei der Wahl des Beschaffungsmodells (bspw. Stichtags-, Tranchen-, oder Indexbeschaffung) müssen Risiken wie volatile Preise an Großhandelsmärkten, stark abweichendes Verbrauchsverhalten oder Veränderung einzelner Strompreisbestandteile abgewogen und für den Einzelfall geprüft werden.  

Entlastungsregelungen unterstützen diesen Prozess ebenfalls und bieten rechtlich und regulatorisch geprägte Einsparpotenziale von bestimmten Strompreisbestandteilen. Insbesondere für die energieintensive Industrie hat der Bund teils weitreichende Entlastungsregelungen beschlossen. Damit wird den gestiegenen Strompreisen in Deutschland entgegen gewirkt und die internationale Wettbewerbsfähigkeit kann gewahrt werden. Hervorzuheben sind hierbei die Stromsteuer, Bestandteile des Netzbetriebs sowie gesetzlich geregelte Umlagen, die bspw. abhängig von Energieverbrauch, der Stromkostenintensität, Zertifizierungen oder Branchenzugehörigkeit sind. Über diese Stellhebel und die richtigen Rahmenbedingungen erlaubt der Bund teils drastische Einsparmöglichkeiten: 

Abbildung 1: Strompreis für Industrieunternehmen vor bzw. nach Geltendmachung von Entlastungstatbeständen (Eigene Darstellung basierend auf der BDEW Strompreisanalyse 2021)

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