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SynErgie – ein Projektüberblick

SynErgie ist eine neue Art der Organisation des Stromsektors: flexibel, widerstandsfähig und nachhaltig. Ein Projekt, das den Energiebedarf der Industrie in den Mittelpunkt stellt, innovative Lösungen für das Energiemanagement entwickelt und die Tür zu neuen Märkten öffnet.

Seit der industriellen Revolution und dem Beginn der Ausbeutung fossiler Brennstoffe wurde die Energieversorgung stets an die menschlichen Bedürfnisse und Produktionsraten angepasst. Mit der Energiewende und dem Boom der erneuerbaren Energiequellen sind neue Strategien und Technologien erforderlich, um den Abstand zwischen den Spitzen der erneuerbaren Erzeugung und den Produktionsplänen zu verringern. Einige dieser Lösungen sind intelligente Verteilungsnetze, Integration von Energiespeichern, Sektorkopplung und Flexibilität auf der Nachfrageseite. 

Was ist SynErgie? 

SynErgie ist eines der Kopernikus-Projekte, eine Reihe von geförderten Forschungsprojekten des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF). Die Projekte zielen darauf ab, ein klimaneutrales Deutschland bis 2045 zu verwirklichen. Das seit 2016 laufende Projekt SynErgie hat zum Ziel, die notwendigen technischen und marktwirtschaftlichen Voraussetzungen zu schaffen, um die industrielle Energienachfrage in Deutschland effektiv mit dem schwankenden Energieangebot zu synchronisieren. Mit anderen Worten: einen Beitrag zur Energieflexibilität der Industrie und damit auch der verschiedenen Produktionsprozesse zu leisten. 

In Deutschland ist die Industrie für 44% des Strombedarfs (Statista, 2022) und 25% des gesamten Energiebedarfs (IEA, 2021) verantwortlich. Daher bietet die Industrie ein Flexibilitätspotenzial von entscheidender Bedeutung für das Energiesystem, vor allem für das Stromversorgungssystem. Eines der Hauptziele von SynErgie ist es, dieses Potenzial genau abzuschätzen und technologische und organisatorische Lösungen zu entwickeln, die zur Flexibilisierung von Schlüsselindustrien wie der Chemie-, Zellstoff- und Papier-, Kunststoff- und Metallindustrie (Stahl und Aluminium) beitragen. 

Ist das gut für die Wirtschaft? 

Unternehmen können auf verschiedene Weise von diesem Prozess profitieren. Zunächst einmal verringern sie durch die Integration von Energiespeichertechnologien und Sektorkopplung die Abhängigkeit von Netz und erhöhen gleichzeitig ihre Flexibilität. Da nicht alle Fabriken oder Produktionsprozesse gleich sind, brauchen sie alle speziell zugeschnittene Lösungen. 

Weiterhin bedeutet die Erhöhung der Flexibilität die Möglichkeit, Produktionsspitzen auf die Zeit zu verlagern, in der Energie am billigsten ist, was in der Regel mit den Spitzen der erneuerbaren Energieerzeugung zusammenfällt. Dies führt zu einer beträchtlichen Senkung der Energiekosten und ermöglicht es den Unternehmen außerdem, ihre Flexibilität auf einer eigens dafür eingerichteten Plattform zu vermarkten. 

Ein Flexibilitätsmarkt? 

Ja, genau. Der zunehmende Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung hat einen größeren Einfluss der Wetterbedingungen auf das System zur Folge, so dass die Flexibilität auf der Seite der Energienachfrage immer wichtiger wird. In SynErgie wird eine digitale Energiesynchronisationsplattform entwickelt, die die Vermarktung der Nachfrageflexibilität automatisiert und standardisiert. Einerseits können Unternehmen die technischen Aspekte ihrer Produktionsprozesse und ihrer energieflexiblen Infrastruktur auf einer serviceorientierten Plattform steuern. Andererseits wird eine multilaterale Marktplattform die verschiedenen Unternehmensplattformen verbinden und Dienstleistungen anbieten, die den Unternehmen den Zugang zum Markt und den Handel mit ihrer Energieflexibilität ermöglichen. 

Struktur der Energiesynchronisationsplattform für die Automatisierung und Standardisierung des Energieflexibilitätshandels. © Fraunhofer IPA und Uni Luxemburg. Quelle: SynErgie-Projekt 

Und all das… ist es getestet worden? 

Ende 2022 wurde die zweite Phase des Projekts abgeschlossen. Die dritte und letzte Phase beginnt dieses Jahr und wird bis 2026 laufen. Bis jetzt haben die verschiedenen Projektpartner eine beträchtliche Anzahl von Innovationen entwickelt, einschließlich einer ersten Version der digitalen Plattform und alle wurden in der Modellregion Augsburg getestet. Dort erproben verschiedene kooperierende Unternehmen, Netzbetreiber und Stromversorger die neuen Strategien und Technologien, die sowohl unter technischen als auch unter wirtschaftlichen und sozialen Aspekten perfektioniert werden. Gleichzeitig dienen die in der Modellregion Augsburg gewonnenen Erfahrungen der Entwicklung möglicher zukünftiger Anwendungsszenarien im Rahmen der Energiewende. 

Wenn Sie mehr über die Arbeit des Fraunhofer IWU in SynErgie erfahren möchten, können Sie schon gespannt auf einen Folgeberitrag warten. Den Beitrag „SynErgie – Projektinhalte Fraunhofer IWU“ veröffentlichen wir in zwei Wochen.

Quellen:

Graßl, M. (2015). Bewertung der Energieflexibilität in der Produktion. Abgerufen am 26. Januar 2023, unter https://www.utzverlag.de/assets/pdf/44476dbl.pdf 

IRENA (2018). Power system flexibility for the energy transition, Part 1: Overview for policy makers. Abgerufen am 25. Januar 2023, unter https://www.irena.org/publications/2018/Nov/Power-system-flexibility-for-the-energy-transition 

Alberto Lopez Rueda

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