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Strukturwandel gestalten – Innovative Mobilitätskonzepte für den ländlichen Raum (Teil II)

Die Zukunft eines klimafreundlichen und nachhaltigen Verkehrs in ländlichen Regionen liegt in der Erweiterung und Vernetzung des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV). Auch die geteilte Nutzung privater oder gemieteter Reisemittel spielt eine große Rolle. Die Substitution mit dem überwiegenden Individualverkehr per Automobil verlangt allerdings eine gewisse zeitliche und räumliche Flexibilität der Reiseverbindungen. Eine Simulationsstudie zeigt erste positive Ergebnisse hinsichtlich der Klimafreundlichkeit und Nachhaltigkeit.

Im letzten Beitrag wurde von der geplanten Untersuchung der Infrastruktur und Mobilität von Schüler:innen im ländlichen Raum spezifisch in der Region um Marienberg (Sachsen) berichtet. Die Analyse hat den Zweck Verbesserungspotenziale hinsichtlich Reisezeiten, Ankunftszeiten und Kapazitätsverteilung abzuleiten, im Kontext des sich immer weiter entwicklenden Strukturwandels. In erster Instanz wurden die existierenden Busverbindungen in eine ereignisdiskrete Simulation (Siemens Plant Simulation) übertragen. Das so erzeugte Verkehrsnetz und die Logik im Simulationsmodell ermöglichen den Schüler:innen realitätsgetreu das Erreichen ihres Zielortes durch Umsteigen. Dieses Modell ist beliebig und schnell um neue Verkehrsverbindungen und Stationen erweiterbar. Neue Fahrzeugtypen mit ihren Charakteristika sind ebenfalls einfach integrierbar. 

Ergebnisse der ersten Simulationsabläufe bezüglich der Mobilität mit öffentlichen Verkehrsmitteln im ländlichen Raum

In den ersten Simulationsläufen konnte aufgedeckt werden, dass die Reisezeiten bei Schüler:innen für die Hinfahrt mit schlecht angebundenen Wohnorten mitunter 45 bis 70 Minuten betrugen. Wiederum andere Schüler:innen konnten nur sehr zeitige Verbindungen nutzen, die zu langen Wartezeiten bis 40 Minuten vor Unterrichtsbeginn führen. Des Weiteren konnten Kapazitätsengpässe aufdeckt werden. Einige Schüler:innen wurden aufgrund der hohen Nutzungsrate nicht mitgenommen. Diese Ergebnisse des Simulationsmodells wurden in der Realität von betroffenen Schüler:innen bestätigt.  Infolgedessen würden sich unter realen Umständen eine Eigendynamik oder einige Verlagerungseffekte zeigen. Aufgrund der schlechten Planbarkeit solcher Schwankungen, wurde die Simulation auf Angebotsseite erweitert. Diese Erweiterung schlägt sowohl bedarfsgesteuerte Direkt- und Zubringer-Shuttles als auch eine Zugverbindung vor, welche derzeit inaktiv ist, aber wieder im Gespräch für eine Reaktivierung steht. Das zusätzliche, flexible Angebot konnte die oben beschriebenen negativen Symptome erheblich verbessern, wie folgende Auswertung am Beispiel der Reisezeiten zeigt: 

 Abbildung 1: Reisezeiten zum Gymnasium Marienberg, ausschließlich mit Bus (oben) und mit bedarfsorientiertem Verkehrsmix (unten) 

Zukünftiges Vorhaben der Simulationsstudie für die Verbesserung der nachhaltigen Mobilität im ländlichen Raum

Im weiteren Verlauf werden die Ergebnisse im Hinblick auf ihre Realisierbarkeit vor Ort geprüft. Neben weiteren Dialogen mit Verkehrsunternehmen, Integratoren und Entscheidungsträgern, werden Nachhaltigkeitsbewertungen auf ökologischer, ökonomischer und sozialer Ebene durchgeführt. Bis zum Frühjahr des kommenden Jahres ist es geplant, eine Entscheidungsgrundlage für ein Umsetzungskonzept vorliegen zu haben. 

Quelle des Titelbildes: Pixabay

Thomas Büttner

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