zukunftsfabrik

Konferenzrückblick CIRP LCE 2022 – Das haben wir mitgenommen

Vom 4. bis 6.04. haben wir an der internationalen wissenschaftlichen Konferenz zum Life Cycle Engineering teilgenommen. In einem früheren Beitrag haben wir vorab bereits davon berichtet. Die Konferenz stand unter dem Titel „Engineering Sustainability“ und war über drei Tage hinweg vollgepackt mit Vorträgen im Bereich Life Cycle Assessment (Ökobilanz), Ecodesign, Energiesysteme, Fertigungssysteme oder auch Additive Fertigung. Als Vertreter der #Zukunftsfabrik haben ein paar bemerkenswerte Beiträge zusammengetragen und in prägnanter Form zusammengefasst. Hier das komplette Programm. Darüber gelangt man auch zu den jeweiligen wissenschaftlichen Artikeln, die alle frei zugänglich sind.  

Keynotes aus Wirtschaft und Wissenschaft

Die Konferenztage wurden jeweils durch mehrere Keynote-Präsentationen eingeleitet. Hervorzuheben ist hierbei beispielsweise der Beitrag von Bruno Vermoesen (Bosch Siemens Home Appliances), der die vielseitigen Herausforderungen bei der Einführung von Circular-Economy-Ansätzen aufzeigen konnte. Neben all den technischen und wirtschaftlichen Anforderungen hat er betont, welche rechtlichen und auch logistischen Änderungen ein Unternehmen im Zuge dieser Geschäftsmodelleingriffe berücksichtigen muss.

Prof. Christoph Herrmann (TU Braunschweig) ist in seiner Keynote-Präsentation auf die Notwendigkeit einer besseren Verschmelzung von Lebensraum und (urbanen) Fabriken eingegangen. Dabei hat er hervorgehoben, dass die absolute Reduktion von Umweltschäden als oberste Maxime gelten muss und reine Effizienzgewinne (d.h. „ein bisschen weniger schlecht“) nicht ausreichen.

Ökobilanzen in verschiedensten Bereichen

In der Diskussion um die Reduzierung von Treibhausgasemissionen spielen immer wieder auch technische und natürliche Maßnahmen für negative Emissionen (sog. Negative Emission Technologies) eine Rolle. Dabei besteht weitgehend Konsens, dass ebensolche Maßnahmen zukünftig benötigt werden, um die ambitionierten Klimaziele zu erreichen. Klar ist jedoch, dass auch diese Systeme mit Umweltwirkungen einhergehen und unterschiedlich schnell wirksam werden. Jasmin Cooper et al. (Imperial College London) haben sich mit genau dieser Bewertung auseinandergesetzt. Generelles Ergebnis ihrer ökobilanziellen Betrachtung ist, dass (Wieder-)Aufforstung grundsätzlich die effektivste Maßnahme darstellt, da mit ihr vernachlässigbare Umweltwirkungen einhergehen. Jedoch stellt der lange zeitliche Verzug der entsprechenden Speicherwirkung einen großen Nachteil dar (Link zum Artikel).

Ökobilanzen stellen grundsätzlich ein anerkanntes methodisches Rahmenwerk für die Bewertung der Umweltwirkung von Produkten dar. Zugleich ist die Anwendung bereits für ein einzelnes Produkt mit hohem Datenerfassungsaufwand verbunden und erfordert ein tiefgehendes Expertenwissen. Dementsprechend ist die Anwendung für gesamte Produktportfolios aus wirtschaftlicher Perspektive nicht rentabel. Genau dieser Problemstellung haben sich Julian Grenz et al. gewidmet, indem auf Basis von ausgewählten Produktrepräsentanten (also Typvertretern) die Treibhausgasemissionen in einer einheitlichen Datenstruktur ermittelt und visualisiert werden (Link zum Artikel).

Mit Bezug zur aktuellen Pandemielage wurden von Barbanera et al. die Umweltwirkungen medizinischer Gesichtsmasken untersucht. Die größten Umweltiwrkungen wurden hierbei vor allem in den Phasen der Materialgewinnung, Maskentransport sowie Verpackung und Bereitstellung identifiziert. Diskussion trat hierbei insbesondere bei identifizierte End-of-Life-Szenarien auf. Bis hin zu dem Vorschlag, die Reststoffe zum Beispiel für den Straßenbau zu verwerten. Aufgrund des potentiell entstehenden Mikroplastiks wurde dies von jedoch von der Community betont kritisch bewertet (Link zum Artikel).

Kombinierte Konferenz

Der letzte Konferenztag fand gemeinsam mit den Teilnehmern der CIRP International Conference on Assembly Technologies and Systems (CATS2022) statt und wurde verstärkt auf technische Anwendungsszenarien ausgerichtet. Besonders hervorzuheben sind die Herausforderungen und Entwicklungen im Bereich der sogenannten Demontage 4.0 durch Assistant Professor Jef Peeters (KU Leuven). Er stellte aktuelle Entwicklungen aus dem Bereich „Vision Systeme“ und KI vor. Ziel der Ansätze ist es, besser mit einem großen Teilespektrum in verschiedenen Zuständen der Demontage umgehen zu können. Das Thema Demontage und Recycling wurde auch verstärkt in den verschiedenen Vortragssessions des Tages adressiert, ebenso wie Recycling und die Umweltwirkungen von Batterien, aktuelle Entwicklungen zu Energiesystemen und Produktionssystemen sowie nachhaltige und neuartige Geschäftsmodelle.

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