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Target Costing für Mikroalgen in Future Proteins

Das Projekt Future Proteins forscht an neuen Proteinquellen und Anbauverfahren. Mithilfe des Target Costing soll eine Wirtschaftlichkeitsanalyse durchgeführt werden.

Das Leitprojekt Future Proteins

Proteine sind eine lebensnotwendige Grundlage in der menschlichen Ernährung. Sowohl die Belastung von Böden und Gewässern, durch den Einsatz von Pestiziden und Düngemitteln in der konventionellen Landwirtschaft, als auch die globalen Veränderungen, ausgelöst durch den Klimawandel, könnten in Verbindung mit den wachsenden Bevölkerungszahlen zu einem Mangel in der Proteinversorgung führen. Mit dem Fraunhofer Leitprojekt Future Proteins soll dieser Entwicklung entgegengewirkt werden. Sechs Fraunhofer-Institute forschen gemeinsam an innovativen Proteinquellen, aus Pflanzen, Insekten, Algen und Pilzen, deren Anbau in nachhaltigen und geschlossenen Agrarsystemen, sowie ihrer Verarbeitung zu proteinreichen Lebensmittelzutaten für die weiterverarbeitende Industrie.

Das Fraunhofer Institut für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik IWU ist bei diesem Projekt mit der Optimierung von Stoff- und Energieströmen sowie der Wirtschaftlichkeits- und Systemanalyse betraut. Vor dem Hintergrund eines geschlossenen, resilienten und möglichst effizienten Anbausystems werden hierfür alle anfallenden Ströme quantifiziert, analysiert und in Modelle sowie Simulationen überführt und bewertet. Die gewonnen Erkenntnisse sollen anschließend auf ihr nachhaltiges und wirtschaftliches Potential geprüft werden. Dazu kommen Methoden wie ein digitaler energetischer Zwilling und das Target Costing zum Einsatz.

Als Student der HTW Dresden und wissenschaftliche Hilfskraft am IWU habe ich mich in den vergangenen Monaten in das Projekt Future Proteins eingearbeitet. Mit einem Fokus auf den Rohstoff der Mikroalgen und der Methodik des Target Costing habe ich zahlreiche Recherchen durchgeführt. Im Rahmen meiner Masterarbeit, mit dem Thema: „Entwicklung eines Target Costing Ansatzes für die Extraktion von Proteinsubstrat am Beispiel von Mikroalgen“, möchte ich die gesammelten Erkenntnisse einfließen lassen und ein Konzept entwickeln, dass sich anschließend auf die anderen Anbauverfahren übertragen lässt.

Target Costing und die Anwendung auf Proteine aus Mikroalgen


Das Target Costing oder Zielkostenmanagement ist ein Instrument des strategischen Controllings und geht zurück auf den japanischen Hersteller Toyota. Im Gegensatz zur traditionellen Kostenrechnung richtet sich das marktorientierte Zielkostenmanagement am Käufermarkt aus. Je nachdem wie ein Produkt von einem Kunden wahrgenommen wird und welche Funktionen es erfüllen soll, muss auch die Produktgestaltung im Unternehmen umgesetzt werden. Idealerweise können damit noch im Entwicklungsprozess die Herstellkosten eines Produktes an die gewünschten Produkteigenschaften von Markt und Kunden angepasst werden. Beim Target Costing verändert sich deshalb die zentrale Fragestellung traditioneller Kostenrechensysteme von „Was wird das Produkt kosten?“ hin zu „Was darf ein Produkt kosten?“.

Die Schwierigkeit der Anwendung dieser Methodik im Projekt Future Proteins liegt in der Einzigartigkeit und dem Innovationsgrad der betrachteten Technologien. Ausführliche Recherchen haben gezeigt, dass bislang noch keine Target Costing Ansätze für die Herstellung von Proteinsubstraten bestehen und generell wenig Veröffentlichungen aus der Lebensmittelindustrie zu Verfügung stehen. Deshalb muss das theoretische Vorgehen auf den betrachteten Sachverhalt übertragen und angepasst werden. Eine Herausforderung ist ebenfalls die Ermittlung der Funktionsanforderungen und der Preisbereitschaft der Zielgruppe für das Produkt. Da es sich bei der im Projekt adressierten Kundengruppe nicht um Endverbraucher, sondern um die weiterverarbeitende Industrie handelt, können die oben genannten Parameter nur schwer über quantitative Befragungen oder Preisexperimente bestimmt werden. Die Durchführung von Experteninterviews mit Vertretern des entsprechenden Industriezweiges, bot sich deshalb als einzige zielführende Lösung an.

Die Experteninterviews wurden mit der ProLupin GmbH, einem Hersteller von Pflanzlichen Milchalternativen auf Lupinenbasis, der VAN HEES GmbH, einem Ingredienzien-Hersteller für Fleischalternativen auf Pflanzenproteinbasis, und Green Legend, der Marke der WIESENHOF Geflügel-Kontor GmbH (PHW Gruppe) für vegane Fleisch- und Fischalternativen, durchgeführt. Aus den Interviews ließ sich eine grobe Preisspanne ableiten, in der sich der Proteinrohstoff befinden sollte, um wettbewerbsfähig zu sein. Außerdem konnte eine qualitative Gewichtung von Produktfunktionen, wie Geschmack, Geruch, Proteingehalt, textuelle Eigenschaften und Nachhaltigkeitsansprüche, erhoben werden. In den nächsten Schritten werden die ermittelten Daten in den Target Costing Prozess integriert und die kalkulierten Herstellkosten anhand dessen aufgespalten und verglichen. Dadurch lassen sich mögliche Einsparpotentiale erkennen und die Frage klären, ob die Herstellung von Proteinen aus Mikroalgen auf diese Weise wirtschaftlich rentabel umgesetzt werden kann.

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